Ziemlich spontane Radreisen auf dem Eurovelo 13 "Iron Curtain Trail" von Riga bis an die litauisch-russische Grenze auf der Kurischen Nehrung immer an der Ostseeküste entlang.
611 km in 4 und 2 halben Tagen. 5 Nächte entweder direkt am Strand oder höchstens 1 km davon entfernt gezeltet.
Allerlieblingsorte: Miera Osta in Lettland und die Kurische Nehrung direkt an der Grenze zu Kaliningrad 🇷🇺.
Erstmal im polnischen Intercity von Szczecin nach Suwalki. Für 26,- € 1x durch ganz Polen, +2,50 € für's Fahrrad.
Von Polen nach Litauen fährt nur 1 Zug am Tag und von Litauen nach Lettland das gleiche. Und natürlich schafft man den zweiten nicht mit dem ersten, müsste also zwangsweise eine Übernachtung einlegen. Deshalb hab ich zum ersten Mal Fahrrad am Flixbus-Träger von Suwalki nach Riga probiert, um 1 Tag zu sparen.
18:00 Ankunft am Flughafen Riga und dann noch 30 km aus der Stadt raus gefahren, an Jurmala vorbei, wo es ziemlich voll und teilweise bonzig war. In dem Hotel hätte ich auch schlafen können, hab dann aber den Strand auf dem Titelbild genommen.
Wegen Zeitdruck wollte ich eigentlich abkürzen, hab dann aber doch den ganzen Weg über Kap Kolka genommen. Navi sagt: "Folge dem Weg für 64,5 km!".
Und hinter Kap Kolka dann für 80,4 km 😲. Früher alles Sperrgebiet, jetzt Naturschutzgebiet und daher darf man dort zurecht auch nicht Zelten.
Weil am nächsten Tag ab 16:00 Regen angesagt war, hab ich diesen mega tollen Campingplatz in Miera Osta aufgesucht. Mit überdachten voll ausgestatteten Küchen. Im Wald, aber natürlich trotzdem direkt hinter der Düne, zum morgens baden gehen. Laut Internet hätte er 12,- € gekostet. Aber der Besitzer wollte nur 5,- € und hat sich am nächsten Tag noch endlos (auf russisch) entschuldigt, weil er mir kein Baumhaus angeboten hatte.
Hier will ich nochmal für länger zurück kommen. Zwar ist es im Hochsommer bestimmt viel voller, als jetzt, aber da ja wegen Naturschutzgebiet jeweils 10 km rechts und links nix ist, bestimmt immer noch mega entspannt.
Übrigens die erste Grenze ohne, dass ich Geld tauschen musste, weil auf beiden Seiten 💶 gilt.
Aber Dank "Schengen" war sonst nix zu merken von der Grenze. Grenzenloses Reisen ohne Grenzschikane - find ick jut!
Kurische Nehrung: 100 km lange und bis 2 km breite Düne, je zur Hälfte in Litauen und Kaliningrad. In Litauen 54 km bester Radweg immer vom Autoverkehr getrennt.
Ausgerechnet genau zu der Zeit, als ich nur 2 km von der Kaliningrader Grenze entfernt gezeltet habe (und 5 Tage vorher schon in der Suwalki Lücke) mussten Russland gemeinsam mit Belarus "Zapad"-Militärmanöver in Belarus durchführen und gleichzeitig die Nato in Litauen. Nach dem letzten "Zapad" Manöver hatte der Ukraine-Krieg begonnen. Ihr könnt mir glauben, in den 2 Nächten habe ich sehr unruhig geschlafen.
Höhenmeter stimmen nicht. Da hat das GPS kurz gesponnen. Auf der Kurischen Nehrung ging es oft die Dünen bergauf und bergab. Ansonsten fast keine Höhenmeter. War ja immer an der Küste entlang.
Ausgerechnet heute ist der einzige Tag der Woche, an dem keine Fähre von Klaipeda nach Kiel fährt ☹️. Züge nach Vilnius waren auch Tage vorher komplett ausgebucht (wahrscheinlich einfach, weil Sonntag). Für den letzten des Tages hatte ich zum Glück rechtzeitig noch einen Platz gefunden.
Die Wagen kenne ich auch noch aus Sowjetzeiten.
Aber immerhin können jetzt 6 Fahrräder pro Zug mit. Wie auch immer. Und "natürlich" ist der reservierungspflichtige Sitzplatz in 'nem völlig anderen Wagen, als das Fahrradabteil. Und "natürlich" darf man nicht im Zug von Wagen zu Wagen gehen. Und "natürlich" wird die Tür am Fahrradabteil von der Dežurnaya erst aufgeschlossen, wenn alle Fahrgäste Ausgestiegen sind.
Weil es hinzu so gut geklappt hat, geht es von Vilnius wieder mit Flixbus zurück nach Berlin (15 Stunden).
"Praktischerweise" hatte Polen letzte Woche spontan die Grenzen zu Belarus geschlossen. Deshalb mussten alle Reisenden von Belarus nach Polen auch über Vilnius und der Bus war knackend voll. Und Polen kontrollierte streng die Einreise. So viel zu "Schengen" 🙄.
Falls es jemanden interessiert: eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich mit Russisch nicht weit komme, sondern eher mit Englisch.
Schon hinzu im Bus durch Litauen und Lettland nach Estland war Russisch aber normale Umgangssprache.
Laut Bundeszentrale für politische Bildung leben in Lettland 38 % Russisch - Muttersprachler, in Litauen 13 % und diese vor allem in Klaipeda und Vilnius, also dort, wo ich war.
Dazu kommen noch etliche Ukrainer, die ja auch meist kein Lettisch oder Litauisch, dafür aber Russisch beherrschen. Daher standen die Chancen also doch immer mindestens 1:2, dass das Gegenüber russisch als Muttersprache hat. Und wenn nicht, trotzdem noch 50:50, dass er/sie/es Russisch verstand, aber oft nur widerwillig. Ich habe immer vorsichtshalber auf Englisch gefragt, ob der/diejenige Englisch/Deutsch/Russisch spricht. Bei Nicht-Russisch-Muttersprachlern war deutlich zu spüren, dass sie nur sehr widerwillig Russisch sprachen. Englisch konnte aber auch kaum jemand. 1x im Buchladen in Jurmala dafür perfektes Deutsch.
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